Entstehungsgeschichte der Notfallseelsorge im Landkreis Ludwigsburg
Ende der 1980er Jahre beruft die Evangelische Landeskirche in Württemberg unter dem Eindruck der schweren Unglücke in Pfäffikon 1982 und Ramstein 1988 in Zusammenarbeit mit der Polizei und den Hilfsorganisationen sogenannte Katastrophenpfarrer, die nach solchen Ereignissen sowohl den betroffen Angehörigen, als auch den Einsatzkräften seelsorgerlich und organisatorisch zur Seite stehen.
Ende der 1990er Jahre gehen die Regierungspräsidien über die Landratsämter auf die Kirchen und Hilfsorganisationen in den Landkreisen zu. Im Landkreis Ludwigsburg werden unter Federführung des Deutschen Roten Kreuzes und der Kirchen Dietmar Hein vom DRK, Hermann Bohm von der Feuerwehr sowie die Pfarrer Martin Schuster und Hermann Emmerling mit der Gründung eines Notfallseelsorge-Systems beauftragt. Sie treffen gemeinsam und mit maßgeblicher Unterstützung von Walter Adler und Dietmar Müller von Seiten des DRK und Prälatin Dorothea Margenfeld von der Evangelischen Kirche die richtungsweisende Entscheidung, im Landkreis Ludwigsburg, anders als anderen Ortes, ein gemeinsames System getragen von den Kirchen und dem Deutschen Roten Kreuz zu installieren. Von dieser Entscheidung profitiert das System bis heute.
1999 startet die Notfallseelsorge im Landkreis im Probelauf und nimmt zum 01.01.2000 ihren regulären Bereitschaftsdienst auf. Das Team wird zunächst überwiegend von Pfarrern und Pfarrerinnen aus dem Bereich des Landkreises getragen und von den vier oben genannten Gründungsmitgliedern ehrenamtlich geleitet. Eine besondere Ausbildung oder Zurüstung für diese Arbeit haben zu diesem Zeitpunkt die wenigsten. In den folgenden Jahren entwickeln sich Ausbildungsgänge für Ehrenamtliche im Bereich der Hilfsorganisationen, der Feuerwehr und schließlich auch der Kirchen.
Im weiteren Verlauf werden im Rahmen eines Konsensus-Prozesses auf Bundesebene verbindliche Ausbildungsinhalte für die Mitarbeit im Bereich der psychosozialen Notfallversorgung festgelegt, nach deren Standard heute alle neuen Kräfte ausgebildet werden. Die Akzeptanz, die Einsatzzahlen, die Anforderungen an die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung sowie der organisatorische Bedarf steigen von Jahr zu Jahr, sodass für unseren Landkreis eine hauptamtliche Führung der Notfallseelsorge erforderlich wird.
In einer gemeinsamen, mehrjährigen Aktion von Landkreis, Hilfsorganisationen und Kirchen gelingt es schließlich, zum 01.01.2012 eine 50 % Pfarrstelle zu schaffen, um diesen Bedarf zu decken. Aus diesem Anlass wird die Arbeit der Notfallseelsorge im Rahmen einer Klausurtagung reflektiert, neu konzipiert und strukturiert. Beirat, Leitungskreis, Einsatzkräftenachsorge, Ausbildung, regelmäßige Supervision und Fortbildung werden eingerichtet und der Dienstauftrag des Leiters festgeschrieben. Sämtliche bisherigen treibenden Kräfte in der Notfallseelsorge erklären sich bereit, den künftigen hauptamtlichen Leiter nach Kräften zu unterstützen. So werden die Weichen für die künftige gedeihliche Weiterentwicklung des Systems erfolgreich gestellt.