03.02.2024 – Besuch im Hospiz Bietigheim-Bissingen
In Würde leben – bis zuletzt
Das wünschen wir uns wahrscheinlich alle! Die letzte Zeit unseres Lebens kann allerdings ziemlich herausfordernd, pflege- und materialintensiv werden, auf fachgerechte Versorgung mit Schmerzmitteln angewiesen sein, aber auch durch Zuwendung und Zuspruch menschlich und fachlich
qualifizierter Menschen durchaus lebenswert gestaltet werden.
Beim Besuch im neuen Hospiz in Bietigheim-Bissingen am 3. Februar 2024 wurde uns dies von Ute Epple vor Ort und am praktischen Beispiel deutlich vor Augen geführt. Sie sagt: „Sterben gehört zum Leben. Wir möchten Menschen, denen die eigene, vertraute Umgebung genommen ist, auf diesem
letzten Stück des Wegs zur Seite stehen. Helfend, begleitend, in einer Atmosphäre der Geborgenheit und persönlichen Zuwendung sollen unheilbar Kranke ihre letzte Lebenszeit als sinnvoll und lebenswert empfinden. Wir stellen die Sterbenden mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und
individuellen Lebensgewohnheiten in den Mittelpunkt – aus einer christlichen Grundhaltung heraus, ohne Ansehen der Herkunft und Konfession.
Das Hospiz soll das eigene Zuhause so gut wie möglich ersetzen – daher setzen wir uns mit einer ganzheitlichen Betreuung für ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod ein.
Persönliche Zuwendung ist dafür grundlegend, das jederzeit offene Ohr für Sorgen und Ängste – vor Schmerzen, Verlust der Selbstbestimmung, Isolation. Entscheidend ist weiter die medizinische Dimension: sorgfältige Pflege und vor allem eine moderne Schmerztherapie. Seelsorgerliche und
psychische Betreuung rundet das Fürsorgeangebot ab, das sich selbstverständlich auch auf die Angehörigen bezieht.
Wir nehmen Menschen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung auf, bei denen nach menschlichem Ermessen weder Heilung noch Stillstand erreicht werden können und die Lebenserwartung nicht länger als ein halbes Jahr beträgt. Die Aufnahme ist unabhängig von Alter, Konfession und Art der
Erkrankung. Schmerzen und andere Belastungen verstärken ihre Dringlichkeit.
Der Aufenthalt im Hospiz wird nach einem mit den Krankenkassen vereinbarten Bedarfssatz berechnet, die zusammen mit der Pflegeversicherung 95% des sog. täglichen Bedarfssatzes übernehmen. 5% der Kosten und die Lücke zwischen Bedarfssatz und tatsächlichen Kosten
übernimmt der Trägerverein des Hospizes. Damit bleibt das Hospiz dauerhaft auf Spenden angewiesen und wir freuen uns über jede Zuwendung an die Einrichtung. Für Patienten ist der Hospizaufenthalt kostenlos.“
12 Plätze stehen in Bietigheim zur Verfügung. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es keine exorbitanten Wartezeiten und Wartelisten. Dennoch sollten Interessierte nicht bis zum letzten Tag vor einer geplanten Aufnahme mit ihrer Anfrage warten.
Die Arbeit des Hospizes beschränkt sich aber keineswegs auf die stationäre Begleitung. Ambulante Dienste, Trauergruppen, Trauercafé, Ausbildungskurse und vieles mehr runden das Angebot ab. Uns stach besonders ein Kurs in „Letzter Hilfe“ ins Auge, den wir in absehbarer Zeit in Zusammenarbeit mit dem Hospiz für unsere aktiven und passiven Mitglieder anbieten werden.
Verfasser: Ulli Gratz
www.hospiz-bietigheim-bissingen.de